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Karten – so heißt es – schaut man sich doch heute nur noch auf dem Smartphone an und außerdem, was soll man denn heute noch kartieren, es gibt doch schon alles.
Daher möchte ich Ihnen gerne die Geschichte erzählen wie es zu unserem kleinen kartographischen Verlag kam...
 
Zu meinem absoluten Lieblingsbuch entwickelte sich aber bald der Shell Europaatlas. Mit dem Finger auf der Karte reiste ich bis nach Andalusien oder auch nur von Bitterfeld nach Dessau. Bald war das Buch ziemlich abgenutzt als wäre es das eines Fernfahrers.
Auch begann ich nun meine ersten Experimente im Zeichnen von Landkarten. Dazu hatte ich glücklicherweise übriggebliebene Wahlplakate zur Verfügung denn Karten müssen groß sein! Vorne also warb Kohl für sich als „Kanzler für Deutschland“ und auf der Rückseite entstanden mit Filzstiften meine Landkarten.
Den Verlauf von Autobahnen und vieler anderer Straßen und Flüsse konnte ich im Schlaf aufsagen.
 
Statt für Computerspiele begann ich mich mehr und mehr für die Technik dahinter und für's Programmieren zu interessieren und wurde zu einem richtigen Nerd. Rückblickend hätte ich vielleicht lieber mehr auf Partys gehen und Blödsinn machen sollen… Naja. Nach dem Abitur fing ich daher auch ein Informatik-Studium in Erlangen an.
 
Gleich im ersten Semester hatten wir auch ein Kartographie Seminar, anfangs etwas ernüchternd. Da der Universität wohl das Geld fehlte für richtige Messtechnik vermaßen wir den Erlanger Schlossplatz mit Wäscheleinen.
Später aber gab es im zweiten Teil des Kurses eine Offenbarung für mich: Ich konnte das erste Mal mit einem Geoinformationssystem arbeiten. Außerdem bot die Uni allen Studenten die Möglichkeit das bekannte GIS-Programm ArcGIS kostenlos zu verwenden.
Später entdeckte ich dann auch das offene QGIS, das ich bis heute gerne verwende. Hier ließen sich meine Kenntnisse in Informatik und die Kartographie wunderbar kombinieren.
 
Durch einen Zufall kam ich zu dem Studentenjob Karten mit historischen Inhalten u.a. für die Bayerische Schlösserverwaltung und das Bayerische Haus der Geschichte zu gestalten. Die ersten Karten waren technisch zwar noch etwas improvisiert, aber der Kunde war zufrieden und so folgten weitere Aufträge u.a. für die Bayerische Landesausstellung 2010.
 
So einfach war es dann doch nicht und es war darüber hinaus sehr viel Arbeit und als die Karte dann 2014 endlich fertig war wohnte ich schon gar nicht mehr in diesem Zimmer. Daher entschied ich mich die Karte doch einfach mal bei Amazon einzustellen und zu schauen ob die jemand kaufen würde.
Und tatsächlich gab es drei Wochen später die erste Bestellung, es folgten weitere und beflügelt davon entwickelte ich weitere Karten: Der kleine kartographische Verlag war geboren.
 
2016 hatte ich dann so viele Aufträge, dass es nicht mehr allein zu schaffen war. So stellte ich Studenten als Hilfskräfte ein.
In den Jahren 2017/18 platzte unser Verlag aus allen Nähten. Da in der boomenden Studenten- und Siemensstadt Erlangen an bezahlbaren Gewerberaum nicht zu denken ist und der Liebe wegen zog ich dann mit dem Verlag zum Oktober 2018 ins vogtländische Plauen. Hier haben wir nun endlich mehr Platz und können neue Projekte angehen und vielleicht noch ein bisschen wachsen.
 
Ich denke aber diese Leidenschaft und Freude merkt man auch unseren Produkten an.
Jörg Bauer